Das Prinzip Hoffnung sollte man nie aufgeben
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Das Prinzip Hoffnung

Der Corona-Schreibwettbewerb im Rückblick

Ein Jahr dauert es nun schon, dass Corona uns mal mehr und mal weniger im Würgegriff hält. Und fast ein Jahr ist es her, dass ich den Schreibwettbewerb „Wie Phönix aus der Asche“ ausgeschrieben habe. Damals war ich fest davon überzeugt, dass der Spuk in einem Jahr vorbeisein würde. Ich war überzeugt, dass wir nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern stattdessen lieber überlegen sollten, was man der Krise für positive Aspekte abgewinnen kann.

Was aber sollte ich da tun? Das Einfachste: Das, was ich kann: Menschen zum Kreativ-sein bewegen. Da war der Schreibwettbewerb schnell geboren und auch der Titel schnell gefunden. Fast ebenso zügig habe ich Partner gefunden. Damals, in der ersten Schockstarre, als jeder etwas tun wollte, aber nicht genau wusste, wie das denn nun alles so weitergeht, waren viele begeistert von der Idee: Presse, Schulen, Landkreis, Buchhandel, Theater, Literaturbüro und Kulturzentrum. Also alles schnell umgesetzt und in die Welt geschickt!

Es gab einen Wettbewerb für Erwachsene und einen für Schülerinnen und Schüler. Eine schöne Menge an Texten ist im Laufe der nächsten Monate bei mir eingegangen, die im Verlauf des Herbstes von der Jury bewertet wurden. Bei den Einsendungen sind Geschichten dabei, die utopisch und sehr positiv sind, aber auch welche, die den Phönix nur ganz zaghaft aus der Asche erstehen lassen. Es gibt Texte, die sich vor allem Normalität ersehnen, und solche, die gar eine andere Welt konstruieren. Es sind poetische Geschichten dabei und sogar Krimis. Nicht alle Teilnehmer haben über die Coronakrise geschrieben, auch andere Krisen waren dem Phönix Grund wiederzuerstehen.

Der Herausforderung stellen – und schreiben

Allen aber gemein war, dass die kleinen und großen Autorinnen und Autoren sich auseinandergesetzt haben mit dieser sehr außergewöhnlichen Situation, die mittlerweile fast alltäglich geworden ist. Wir zucken zusammen, wenn in Fernsehfilmen sich Menschen ungeniert die Hand reichen oder gar umarmen. Die meisten setzen ganz automatisch ihre Masken auf, wenn sie den Supermarkt betreten. Und der tägliche Blick auf die Inzidenzzahlen kann durchaus etwas mit der Stimmung des Tages zu tun haben.

Im Wettbewerb für die Kinder und Jugendlichen sollte die Coronakrise aus dem Rückblick nach einem Jahr beleuchtet werden. Ein größerer Abstand schien uns für Kinder zu groß. Wer hätte ahnen können, dass wir noch immer nicht wissen, wie genau wir aus dieser Krise herauskommen und was sie im Rückblick bedeutet. „In einem Jahr“, so hofften viele Kinder, „in einem Jahr ist vieles wieder normal!“ In vielen Texten gehen die Kinder wieder zur Schule. Sie treffen Freunde. Und doch hat sich das Leben geändert in der Vorstellung der jungen AutorInnen: Klimawandel, Tierwohl, Freundschaft sind in der Wertigkeit gestiegen. Die Familie, die eigenen Träume und das Miteinander der Menschen rückt stärker in den Fokus. Da ist auch schon mal die Wirtschaft zusammengebrochen, und die Gesellschaft ist auch noch froh darüber: Raus aus der Fessel von Geld und Gier. Das ist es, wovon diese Kindertexte handeln.

Bei den Erwachsenen wandelt sich ebenfalls so manches. Auch hier sind es grundsätzliche menschliche Werte, von Freiheit bis zur Verantwortung für die Umwelt, die in den Fokus rücken. Tod, Verzweiflung und Einsamkeit werden nicht ausgespart in den Texten – übrigens auch bei den Schülern nicht -, aber alles das gewinnt nicht die Oberhand. Was am Ende immer übrig bleibt, ist das Fünkchen Hoffnung, dass irgendwie alles gut wird. Oder sogar besser: Dass trotz allem alles gut wird.

Geschichtenerzähler träumen die Welt von morgen

Das Jahr ist verstrichen und in unserer Realität ist nichts besser geworden. Heißt das, dass diese Geschichten einfach nur irreale Spinnereien oder fantastische Träumereien sind? Nein, das heißt es ganz und gar nicht. Ja, wir haben uns vertan mit der Zeitspanne, wir haben uns verrechnet mit der Intensität und wir waren komplett auf dem Holzweg damit, was es bedeutet, eine Pandemie zu haben, aber nein: das Prinzip Hoffnung hat deswegen noch lange nicht ausgedient.

Die Kinder müssen sich noch etwas länger gedulden, bis das Leben wieder halbwegs normal wird – manche waren da übrigens schon recht weitsichtig. Die Schäden werden vielleicht noch etwas größer sein. Es werden mehr Menschen an dem Virus verstorben sein und es wird viel existenzielle Not geben. Aber: Das Ende der Pandemie ist kein schwarzes Loch, in dem sich alles auflöst. Danach geht es weiter. Langsam vielleicht. Aber es wird sich wieder etwas aufbauen lassen. So sind wir Lebewesen: Die Gelegenheiten, die es dann gibt, werden wir ergreifen, und die neuen Wege, die sich bieten, werden wir gehen. Eben aufstehen – wie Phönix aus der Asche.

Danke an alle, die bei dem Wettbewerb mitgemacht haben und mit ihren wunderbaren Texten gezeigt haben, dass es es einen Weg aus dieser Krise gibt. Wir müssen ihn nur denken. Und kreativ werden. Schreiben ist ein Anfang.