Du schreibst? – Und was machst du beruflich? Diese Frage dürften viele Autoren kennen. Schreiben als Arbeit wird nicht unbedingt ernstgenommen. Kaum jemand kann sich vorstellen, wie die Arbeit als Autorin wirklich aussieht. Und dennoch ist der Schreibprozess sogar ziemlich harte Arbeit.
Geschichten, Romane, Gedichte, all das entsteht nur sehr selten in einem beglückenden Flow, an dessen Ende das fertige Werk präsentiert werden kann. Natürlich gibt es solche Phasen. Aber die Realität sind strenge Diszplin und eine überdurchschnittliche Gabe zur Selbstkritik – in der Lektoratsphase auch die Gabe, Kritik annehmen zukönnen. Darüber hinaus ist der Erfolg nicht unbedingt von der Qulität der eigenen Leistung abhängig, was eine hohe Frustrationstoleranz erfordert.
Aber davon will ich eigentlich gar nicht schreiben, das ist ein anderes Thema. Mich beschäftigt mal wieder der Zeitpunkt des Schreibens. Denn zumindest für mich kann ich festhalten, dass Schreiben Teil meiner Arbeit ist. Da ich aber damit nicht unbedingt das meiste Geld verdiene, kommen oft meine anderen Arbeitsbereiche Lektorat und Musik an erster Stelle. Dabei ist Schreiben aber der Teil meiner Arbeit, der mir am meisten Spaß macht, so dass ich das auch im Ehrenamt tue, also nebenbei in meiner Freizeit. Mir ist es nämlich eigentlich fast egal, ob ich damit profitabel bin, also schreibe ich Artikel für den Gemeindebrief und betreue demnächst auch noch die Pressearbeit des Vereins OneWorld.
Ich schreibe einfach gerne
Ich schreibe also zwangsläufig in meiner Freizeit. Auch das Blogschreiben gehört dazu. Natürlich hoffe ich, dass auch mal der ein oder andere mich hier entdeckt, meine Homepage aufsucht und findet, dass ich genau die richtige Lektorin für sein eigenes Buchprojekt bin. Aber das ist nicht der erste Beweggrund, ich schreibe wirklich, weil ich schreiben will. Und es ist mir fast egal, was ich schreibe. Mir gefällt es einfach, Worte zu setzen. Eben: Schreiben treiben. So richtig.
Manchmal aber stellt sich dennoch die Frage, ob es auch Urlaub vom Schreiben geben muss. Es gibt Tage, da schreibe ich nicht, also zumindest nichts, was über Einkaufszettel hinausgeht – meine Textvorschläge im Rahmen von Lektorat und Redaktion lasse ich einmal außen vor. Meistens ist es dann schon so, dass ich mich freue, wieder etwas formulieren zu dürfen.
Aber nehmen wir einmal den Urlaub: Ist das Schreiben eines Reiseblogs noch Urlaub oder schon Verpflichtung?
Ist es Stress zu wissen, dass man noch etwas schreiben muss? Und läuft das dann dem Ziel der Erholung nicht entgegen? Um ehrlich zu sein: Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich würde eine Deadline, ein Abgabetermin oder sonstiges wirklich zu Druck führen, der nichts mehr mit Urlaub zu tun hat. Ich bin der Überzeugung, dass professionelle Reiseblogger ihre Reisen als Arbeit verstehen. Vielleicht haben sie den Wunsch einmal Urlaub vom Urlaub zu machen.
Die Arbeit macht Urlaub – das Schreiben nicht
Schreibe ich aber nur für mein Vergnügen, weil mir etwas gut gefällt, weil ich Lust habe, schreibend über etwas nachzudenken, kann ich das auch im Urlaub tun. Das ist keine Arbeit. – Das Gleiche gilt auch für das Lesen. Immerhin lese ich beruflich. Trotzdem ist mir das gute Buch im Liegestuhl unter dem Sonnenschirm ein Vergnügen, ganz ohne Hintergedanken und ganz bestimmt ohne das Gefühl von Arbeit.
Ich werde also keinen Urlaub vom Schreiben machen, mir aber gut überlegen, was ich schreibe. Die Arbeit an den beiden Buchprojekten, die ganz klar in die Kategorie Arbeit fallen, wird wohl drei Wochen ruhen, der Blog wird es nicht und vielleicht auch nicht mein Schreiben am eigenen Roman oder an Gedichten. Letztere fallen ohnehin meist in mein Leben, ohne dass ich das vorher plane.
Es bleibt also abzuwarten, was der Sommer bringt. Dennoch sollte es auch die Zeit geben, in der nichts geschehen muss, die Gedanken einfach schweifen, oder – worauf ich mich auch freue, endlich ein paar Gartenprojekte umgesetzt werden. Vielleicht schreibe ich ja darüber.